Ich ist Viele

REHEARSED IN Z

Viele Menschen haben heute mehr als ein berufliches Standbein. Jedes Standbein fordert ein eigenes Auftreten, eine eigene Identität, also ein eigenes Leben. Darüber hinaus nehmen wir, je nach dem in welchem Kontext wir uns gerade bewegen, verschiedene Rollen ein, beruflich, aber auch privat. Jede Person mit der wir eine Beziehung führen (freundschaftlich, strategisch, intim…) erschafft in uns eine neue, eigene Rolle, ein eigenes Ich im Ich. Schon das wäre eine große Anzahl von Ichs, die wir in uns vereinen. Potenziert wird dies durch mediale Darstellungen. Wir können uns ein ganzes Heer medialer Abspaltungen erstellen, mit denen wir digital das ausleben, was wir in‚realen‘ Begegnungen verstecken oder wozu uns schlicht die Zeit fehlt. Wir müssen uns nicht entscheiden, weil wir für jede unserer Persönlichkeiten ein eigenes Profil anlegen können: mediale Schizophrenie.

Digitale und analoge Ichs, die wir bewusst oder unbewusst gewählt haben. Doch was sind diese Rollen? Sind sie wir, bin ich sie oder sind sie wechselnde Ich-Hüllen, die sich um einen Kern des Selbst legen? Ein sich immer wiederholender Prozess der Selbstannahme und Selbstverwirklichung als Vorraussetzung um nicht „das Ich zu verpassen“, wie Max Frisch es formuliert – gelangen wir damit hinter die Fassade der Ich- Hüllen? Und werden wir dort etwas finden?

Die neue Performancearbeit von Mila Burghardt „Ich ist Viele.“ (Arbeitstitel) stellt die Frage nach Identität in der heutigen Gesellschaft und steht in engem Zusammenhang mit Ideen von Wirklichkeitskonstruktion, neurologisch wie philosophisch.

Eine performative Erforschung im und über das Wechsel-, Zusammen- und Gegen-Spiel von Bewusstsein, Kontrolle und Selbstbestimmung einerseits und Ohnmacht und Kontrollverlust andererseits.